Den ganzen Tag lese ich schon mehr oder weniger intensiv im Netz über die Ereignisse des Wochenendes. Besonders berührt hat mich dieses: Karlo Tobler
Es sind wie immer Menschen aus der Zivilgesellschaft, die nun versuchen, hier was wieder gut zu machen. Ein Politiker hat sich da ja nicht blicken lassen.
Ich hoffe, man kann es auch lesen, wenn man nicht bei fb ist.
Natürlich ist auch inzwischen die Satire auf den Plan getreten
Ja, das ist böse, aber Satire überspitzt eben und das soll sie auch. Ich halte das auch nicht für Sachsen bashing. Es ist irgendwie logisch, dass die Geschehnisse hier auch in anderen Teilen der Republik kommentiert werden.
Herr Tillich hat sich heute, fast zwei Tage nach dem Vorfall in Clausnitz geäußert… das spricht leider Bände.
Ich lebe ja nun zur Zeit auch hier und ich weiß, das hier viele Menschen auch sehr engagiert sind. Das steht völlig außer Frage. Aber ich erlebe auch das Geschwätz, wenn ich morgens Tram fahre, ich erlebe mein eigenes Unbehagen und das sitzt sehr tief. Ich habe Angst hier und die können mir auch nicht die nehmen, die sich engagieren. Ich verstehe nicht, wie eine Stadt wie Dresden, eine Stadt wie Bautzen derart den Rechten das Feld überlassen können, ohne wirklich was dagegen zu setzen. Und wenn ich erlebe, wie hier Politik und Polizei, bzw. Justiz agieren, bzw. es eben nicht tun, dann wird mir noch mehr Angst und Bange. Und ja, das halte ich für ein sächsisches Problem. Herr Tillich lädt zu einem Dankesfest Pegida Leute ein…. ein Schlag ins Gesicht aller Helfer für Flüchtlinge. Die fangen nun an, ihre Eintrittskarten zu zerreißen. Ich habe in den letzten drei Jahren in vier Bundesländern gelebt (Hamburg mit eingeschlossen) und ich habe es nirgends so kalt empfunden wie hier, das ist mein ganz persönliches Gefühl.
Auch sehr lesenwert ist dieser Bericht von einer Fahrt nach Clausnitz
Hier noch ein Video bei Spiegel online, das eine der betroffenen Geflücheten zeigt. Und ehrlich gesagt macht mir mehr Sorge, wie es diesen Menschen wohl gehen mag, als das der Ruf Sachsens ramponiert ist. Vielleicht wacht Herr Tillich mal auf, wenn der Ruf endgültig dahin ist. Oder wenn es den ersten Toten gibt.
Hier noch ein Interview mit einer engagierten Frau vom Aktionsnetzwerk Leipzig: Nein, Leipzig ist nicht weltoffen.
Ich zitiere hier auch sehr bewußt aus Blogs und Berichten von Menschen, die hier leben, die hier auch schon länger leben als ich. Es geht mir nämlich nicht darum, hier als Zugereiste und bald wieder Abreisende über irgendjemanden den Stab zu brechen.
So und nun hab ich genug für heute, ich geh wieder ins Bett und lasse mich vom Tatort berieseln. Ich hoffe, ich bin morgen früh wieder fit für die Arbeit.
Hier noch ein Kommentag von Georg Restle von Monitor:
Sachsen versagt!
Erst der krakeelende Kleingeist in Clausnitz, dann der hämische Mob in Bautzen. Ja: Sachsen hat ein Problem, und das nicht erst seit gestern. In keinem anderen Bundesland werden Fremde häufiger angegriffen als hier: Jede vierte Straftat mit fremdenfeindlichem Hintergrund findet dort statt. Aufklärungsquote: Miserabel.
Darin liegt das eigentliche Problem in Sachsen: Rechtsfreie Räume für Rechtsextremisten und Fremdenfeinde – und eine Polizei, die am Ende verängstigte Flüchtlinge zu Tätern erklärt, statt fremdenfeindliche Straftaten aufzuklären. Dass die regierende CDU in Sachsen jahrelang nicht nur weggeschaut, sondern auch noch mitgezündelt hat, unterstreicht: In Sachsen versagt der Staat, weil er Flüchtlinge nicht schützt und Demokratiefeinde gewähren lässt. Die fühlen sich nämlich getragen von Spitzenpolitikern der sächsischen CDU, die wahlweise „keine rechten Umtriebe“ in ihrem Land sehen wollen oder schon vor Jahren von „positiven, nationalen Wallungen“ träumten.
Deshalb greifen die üblichen offiziellen Empörungsrituale heute zu kurz. Wer verhindern will, dass weiter Flüchtlingsheime brennen und Flüchtlinge angegriffen werden, muss wirklich entschieden durchgreifen. Und das heißt auch: unfähige Polizeipräsidenten entlassen und Politiker abstrafen, die sich mit dem Ungeist fremdenfeindlicher Parolen immer wieder gemein machen. Nicht nur in Sachsen!
Georg Restle